Amateurfunk – von zu Hause in die Welt

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Amateurfunker können nicht nur weltweit funken, sie wollen möglichst auch jeden Kontinent erreichen. Das bewirkt regelrechte Wettbewerbe, sobald seltene Stationen etwa auf Inseln für kurze Zeit besetzt werden. Amateurfunker aus dem Wechselland geben Einblick in die Möglichkeiten dieses technischen Hobbys.

Weltweite Kommunikation

1873, also vor 150 Jahren, wurde die Existenz elektromagnetischer Wellen bereits theoretisch vorhergesagt. 1886 gelang es schließlich Heinrich Hertz im Experiment, die elektromagnetischen Wellen von einem Sender auf einen Empfänger zu übertragen. 1896 wurde mit einem Gerät das drahtlose Übertragen von Signalen auf einer Entfernung von 250 Metern demonstriert und mit dem Patent auf dieses Gerät beginnt die Geschichte der drahtlosen Telegrafie. Vor allem naturwissenschaftlich Interessierte befassten sich zu dieser Zeit weltweit mit dieser neuen Technik. Da deren Aktivitäten keinen beruflichen Hintergrund hatten, können diese Akteure bereits als erste Vorläufer des Amateurfunks gesehen werden.

Als Amateurfunker verbindet man Kenntnisse in Wissenschaft und Technik mit der Freude an Kommunikation sowie handwerklichem Geschick und Kreativität. Mit einer Funkverbindung ist das Gespräch mit anderen Amateurfunkern auf der ganzen Welt möglich. Im Gegensatz zur Nutzung eines Telefons, bei dem man eine Nummer wählen muss, um einen Gesprächspartner zu erreichen, kann ein ausgesendetes Funksignal als CQ (allgemeiner Anruf) überall in dem Bereich gehört werden, in dem es von den Bedingungen her funktioniert. Jeder Amateurfunker kann mithören, er kann aber auch jemand Bestimmtes anrufen und mit ihm reden und alle anderen hören zu. So entstehen weltweite Bekanntschaften, mit denen man sich meist über technische Inhalte austauscht oder über belanglose Themen spricht. Verboten ist es hingegen, religiöse, politische oder sonstige Anschauungen zu verbreiten. Zudem darf man zu kriegsführenden Ländern keine Verbindung aufbauen. 

Frequenzbänder und Abkürzungen

Den Amateurfunkern stehen verschiedene Frequenzbänder zur Verfügung, die auch als Amateurfunkbänder bezeichnet werden. Diese werden vom Fernmeldeamt ausgegeben und sorgen dafür, dass keine anderen Frequenzen gestört werden. Die älteste Betriebsart ist, das Morsen bzw. die Telegrafie. In diesen Anfangszeiten war die Übertragung eher langsam, was eine ausgeprägte Kultur der Abkürzungen entstehen ließ. Die Amateurfunkabkürzungen stammen größtenteils aus der englischen Sprache und werden auch heute noch weltweit verwendet. Gemorst wird heute ebenfalls noch, denn herrschen schlechte Funkbedingungen, kann das Ohr bei starkem Rauschen die Morsezeichen noch immer heraushören, während Sprache unverständlich wird. 

Jeder Amateurfunker erhält vom Fernmeldeamt nach abgelegter Amateurfunkprüfung ein eigenes Rufzeichen, mit dem er auf der ganzen Welt gefunden werden kann und das Informationen zu seinem Standort beinhaltet: So steht das OE als Landeskenner für Österreich, 6 steht als Bundeskenner für die Steiermark, danach folgen Abkürzungen für den eigenen Namen und als Letztes ein weiterer Buchstabe, der angibt, wo man die Prüfung abgelegt hat.

Amateurfunker können auch bei Katastrophen oder Notfällen eingesetzt werden. Auch im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld gibt es immer wieder Übungen mit Amateurfunkern: So wurde zu diesem Zweck vor vielen Jahren eine Funkstation in der Bezirkshauptmannschaft und eine im Marienkrankenhaus Vorau eingerichtet. Die Annahme war ein Flugzeugabsturz. Die Verbindung und der Austausch der Informationen geschahen nur über das Funknetz der Amateurfunker, die hier für einen stabilen Kommunikationsaustausch sorgen mussten. Es wird aber betont, dass der digitale Funk der Rettung, Feuerwehr und Polizei durch Amateurfunker nur unterstützt wird.

Begehrte Verbindungen

Der Amateurfunker Hermann Frnka aus Limbach ist über seinen Schwiegervater zu diesem Hobby gekommen, bei Johann Auerbäck aus Dechantskirchen war es der CB-Funk, wobei Hermann Frnka für ihn die treibende Kraft war, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen. 

Dabei informiert Herr Frnka, dass es das Bestreben eines jeden Amateurfunkers ist, mit allen Kontinenten und mit allen Ländern dieser Kontinente zu funken, „wofür ein Leben oft schon zu kurz erscheint“. Es gibt nämlich gewisse Inseln, die nicht immer besetzt sind, wodurch regelrechte Wettbewerbe entfachen: Wenn solche Inseln besetzt werden, wird der Zeitraum vorab bekannt gegeben und die dort sitzende Person stellt sich darauf ein, Tag und Nacht zu funken, denn jeder möchte eine Verbindung mit dieser Inselstation aufbauen. Die Verbindungen sind daher nur ganz kurz: Es wird mit Ziffern angegeben, wie gut die Verbindung ist, man gibt den eigenen Standort bekannt, seinen Namen sowie die Gerätschaft, die Leistung und Antenne, mit der man funkt. Damit weiß auch die Person auf der Insel, welche Bedingungen herrschen, damit die Verbindung aufgebaut werden kann. Die Bedingungen ändern sich zwischen Tag und Nacht, da die Sonne die Ionosphäre steuert. Wer eine Verbindung aufgebaut hat, erhält eine Bestätigung, eine sogenannte QSL-Karte vom ÖVSV. Frnka und Auerbäck bezeichnen solche Karten auch gerne als Trophäe. 

In einer Station unter Neuseeland seien innerhalb von drei Tagen sowohl am Tag als auch in der Nacht insgesamt 500.000 QSO – also Verbindungen – aufgebaut worden, so Herr Auerbäck.

Manchmal befindet sich sogar auf der ISS ein Astronaut, der zugleich Amateurfunker ist, was natürlich ebenfalls eine sehr begehrte Funkverbindung darstellt.

Überwachung der Ordnung

Sicher ist dem ein oder anderen Besucher am Hochwechsel bereits diese riesige weiße Antenne hinter dem Gipfelkreuz aufgefallen: Es handelt sich dabei um eine Empfangsstation der Funküberwachung. Diese kontrolliert auch die Funksignale, ob der Amateurfunker das Rufzeichen hat und ob er auf der richtigen Frequenz arbeitet. Sie sorgen kurz gesagt für Ordnung. Gerade selbstgebaute Kurzwellensender haben keine Dämpfung, sodass Oberwellen herauskommen, die dann in einem Frequenzband sind, in dem ein Funkdienst arbeitet und dadurch gestört wird. Mit neueren Funkgeräten besteht die Möglichkeit nicht, in fremde Frequenzen zu gelangen, sondern es kann nur eine Verbindung mit Amateurfunkern hergestellt werden.

Es gibt zudem viele Amateurfunker, die sich damit begnügen, nur zuzuhören. Dazu braucht man keine Prüfung oder Lizenz. Ein sogenannter SWL beziehungsweise Short Wave Listener kann jeder werden.

Treffen und unendliche Möglichkeiten

Amateurfunker sind weltweit in Interessensverbänden organisiert. In Österreich ist das der ÖVSV – Österreichischer Versuchssenderverband, den es bereits seit 95 Jahren gibt und der aktuell circa 4.000 Mitglieder in Österreich zählt. Laut Herrn Michael Kastelic gibt es insgesamt 8.000 Amateurfunker, die die Prüfung abgelegt haben und aktiv, aber keine Mitglieder sind. Sowohl Frauen als auch Männer üben dieses technische Hobby aus, wobei Männer überwiegen.

Es gibt unterschiedliche Klassen, in denen man funken kann, wie etwa die Einsteigerklasse. Hier funkt man auch über UKW-Relais mit einer größeren Reichweite. Mit den nächsten Klassen ist bereits ein weltweites Funken über die Ionosphäre oder Satellit möglich. Es gibt etliche Amateurfunksatelliten, die zum Beispiel von der ESA gestartet werden. Der letzte Amateurfunksatellit mit Namen „Qatar Oscar 100“ wurde 2018 von der Qatar Satellite Company mit einer Falkon-9-Rakete hochgeschickt. Eine weitere Möglichkeit, Funkverbindungen aufzubauen, bietet neben Ionosphäre und Satellit auch der Mond, der als Reflektor genutzt werden kann. Auch das Funken mit Internet ist möglich, genannt FD8 als digitaler Direktfunk.

Im Ortsverband Hartberg finden regelmäßig Treffen der aktuell 27 Mitglieder statt. Hier kommt es auch immer wieder zu Wettbewerben, etwa, wer in kürzester Zeit die weiteste Verbindung erreicht, oder es gibt einen Wettbewerb zum Thema Funkpeilen: Dazu setzt jemand Sender in einem Umkreis zwischen fünf und sechs Kilometern aus. Die Teilnehmer müssen mit Eigenbau-Empfängern und Richtantennen diese Sender in kürzester Zeit finden. Wird ein Peilsender gefunden, zwickt man seine Karte mit einer Zange und läuft zum nächsten. Wer als Erster alle Sender gefunden hat, läuft retour zum Start und hat gewonnen. Hermann Frnka bezeichnet den Funk gerne als „große Spielwiese“, in der die Möglichkeiten, sich technisch auszutoben, schier unendlich scheinen. 

Der Internationale Weltamateurfunktag fällt jedes Jahr auf den 18. April. ❏           

Stefanie Schadler

Zum Foto: Die Funk-Station von Johann Auerbäck. Das rote Gerät wird zum Morsen benutzt.

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