Als Mitglied in einer Nächstenhilfsorganisation dient man dem Gemeinwohl, doch unvorhergesehene Einsätze bedeuten auch ein aufzubringendes Verständnis seitens des Arbeitgebers und der Kollegen. Firmen im Wechselland berichten.
Wichtiger Einsatz für die Region
Das ehrenamtliche Engagement eines Angestellten in einer Organisation wie der Feuerwehr wird von vielen Arbeitgebern ganz selbstverständlich unterstützt. Zudem hat der Mitarbeiter unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen einen Anspruch auf Fortzahlung des Entgelts durch den Arbeitgeber, wenn er aufgrund eines Einsatzes von der Arbeit fernbleibt.
Auch im Wechselland beschäftigen Firmen Mitarbeiter, die etwa bei der Feuerwehr aktiv sind. Allen voran unterstützen die Gemeinden die Vereinstätigkeit in einer solchen Organisation, so sind etwa in der Gemeinde Otterthal sämtliche männlichen Mitarbeiter bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Das sei auch wichtig, um laut Feuerwehrgesetz die „Sicherstellung der Gefahrenabwehr“ zu gewährleisten. Durch den hohen Pendleranteil in der Gemeinde sei so zumindest ein kleiner Teil der Tageseinsatzbereitschaft gesichert.
Auch die Gemeinde Aspang Markt beschäftigt Mitarbeiter, die aktiv bei der Feuerwehr tätig sind, worauf man sehr stolz sei. „Dass es dadurch im Arbeitsalltag manchmal zu Verschiebungen und Änderungen kommt, liegt auf der Hand. Aber eine gewisse Flexibilität ist im Gemeindealltag ohnehin nicht wegzudenken“, so Bürgermeisterin Doris Faustmann.
In diversen Firmen kommt es durch den plötzlichen Aufbruch der Feuerwehrleute in der Arbeit zu manch kuriosen Situationen. „Sobald die Sirene losgeht, ist meine Frau die Einzige, die noch im Geschäft ist“, beschreibt Ferdinand Michäler, Tapezierermeister in Friedberg, eine Einsatzsituation. Er selbst sowie all seine Mitarbeiter sind aktive Mitglieder bei der Feuerwehr. Herr Michäler berichtet von einem Fall, als Mitarbeiter bei einer ortsansässigen Kundin tätig waren und plötzlich die Sirene losging. „Die Frau wollte den Arbeitern Bescheid geben, doch als sie den Raum betrat, war das Einzige, was sie noch sah, das ausrotierende Blatt einer Kreissäge.“
Mitarbeiter als Lebensretter
Beim steirischen Tiefkühlkostproduzenten Meisterfrost sind rund zehn Mitarbeiter beschäftigt, die auch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv tätig sind. Meisterfrost ermöglicht diesen Mitarbeitern das Verlassen des Arbeitsplatzes für Feuerwehreinsätze, wobei dieser Einsatz als normale Arbeitszeit gerechnet wird und sie dafür weder Urlaub noch Zeitausgleich nehmen müssen.
Laut Meisterfrost profitiere ein Betrieb immer von angestellten Einsatzkräften: Die Personen sind hinsichtlich Brandschutzes, Sicherheit und Erster Hilfe bestens ausgebildet und können ihre erworbenen Fähigkeiten auch im Dienst nützen und Hilfe leisten. Davon kann die Firma aus erster Hand berichten, schließlich haben einige Mitarbeiter einem Mann 2016 das Leben gerettet: Ein vermeintlicher Unfall auf der B63 unweit des Werkes stellte sich als medizinischer Notfall heraus: Ein Mann erlitt einen Herzstillstand. Mitarbeiter beobachteten die Notlage, sodass in weiterer Folge vier Mitarbeiter mit Erster-Hilfe-Ausrüstung und Defibrillator ausrückten, die Unfallstelle sicherten und den Verkehr umleiteten. Sie konnten den Mann bis zum Eintreffen des Notarztteams reanimieren, das seine weitere Betreuung übernahm. Der rasche und fachkundige Einsatz rettete dem Mann, der noch heute engen Kontakt zu den Mitarbeitern hält, das Leben.
Damit aktive Feuerwehrleute ihrer Tätigkeit nachgehen könnten, sei es notwendig, dass die Firmenleitung sowie die Kollegenschaft Rücksicht nehmen, wenn sie schnell ausrücken müssten, so Meisterfrost. So müssten die Kollegen deren Arbeitsbereiche übernehmen und deshalb sehr flexibel und kooperativ sein. Auch die Urlaubsplanung müsse relativ flexibel sein, da es oft kurzfristig angesetzte Kurstermine bei den freiwilligen Hilfsorganisationen gebe. „Die Firma Meisterfrost ist jedenfalls stolz auf seine freiwilligen Helfer, sei es bei Rettung, Feuerwehr oder sonstigen Freiwilligendiensten. Sie alle helfen Menschen und dienen dem Gemeinwohl.“ ❏
Stefanie Schadler
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