Harte Arbeit, aber auch die Ruhe der Alm sind die Kombination, die Ines Holzer als Sennerin auf der Marienseer Schwaig für ihren Traumberuf gewählt hat.
Jüngste Sennerin
Arbeiten an einem Ort, an dem andere Ruhe und Erholung suchen – das macht die 32-jährige Ines Holzer als jüngste Sennerin in Niederösterreich und der Steiermark auf der Marienseer Schwaig in der Gemeinde Aspangberg-St. Peter. Dass sie hier ihre Berufung gefunden hat, war eher Zufall, da sie zuvor ein Jahr lang auf der Alm ausgeholfen hat. Als dann eine Stelle frei wurde, hat sie diese ohne zu zögern angenommen. Mittlerweile ist sie bereits das fünfte Jahr von ca. Ende Mai bis Mitte September auf der Marienseer Schwaig und verbringt dort gemeinsam mit 250 Kühen und mittlerweile 20 Kälbern, Tendenz steigend, ihren Sommer. Sie genießt ihr einfaches Zimmer inklusive Lagerraum und ohne Fernsehprogramm. Dusche und WC sind vorhanden. „Viel mehr braucht man auf einer Hütte ja nicht“, meint Ines. Nur einmal unter der Woche erledigt sie Besorgungen im Ort, „damit ich mit dem normalen Leben in Kontakt bleibe“.
Bis zu sechs Leute unterstützen sie bei ihrer Arbeit, darunter der Chef Roman und ihr Vater Martin sowie drei Angestellte in Küche beziehungsweise Service. Unter der Woche sind weniger Helfer auf der Schwaig.
Zu ihren Aufgaben zählen vor allem das Betreuen der Hütte und die Bewirtung der Wanderer und Gäste. Als gelernte Kellnerin kocht und kellnert sie und hilft bei Bedarf mit den Tieren aus, etwa beim Zusammentreiben oder wenn sie kontrolliert, ob sich ein Tier eventuell verletzt hat und Hilfe braucht. Grundsätzlich sei die Arbeit auf der Marienseer Schwaig auch mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, etwa bei der Arbeit mit den Kühen oder beim Herauftragen von Getränkekisten. Zudem muss jeden Tag Holz geholt werden.
Entspannender Tagesausklang
Der Arbeitsbeginn fällt recht unterschiedlich aus: Immer wieder krönen Wanderer den Aufstieg auf die 1.478 Meter gelegene Schwaig mit dem Blick auf den Sonnenaufgang und einem anschließenden Frühstück. Diese melden sich einige Tage vorher bei Ines an und werden von ihr ebenso betreut wie die letzten Gäste des Tages, die meist noch bei Tageslicht aufbrechen.
Vor allem bei Schönwetter ist Ines von morgens bis abends beschäftigt, an Tagen mit Schlechtwetter hingegen lebt sie ihre Leidenschaft als ausgebildete Kräuterpädagogin aus und sammelt Wildkräuter wie Brennnessel, Schafgarbe oder Himbeeren und macht daraus Tee, Salben oder Lippenbalsam. Vom Malvenfeld ihrer Eltern im Ort stellt sie Malvensaft her, sie produziert aber auch Schafgarbensaft von der Alm. Alle Erzeugnisse können von den Gästen in der Hütte gekauft beziehungsweise telefonisch bei ihr bestellt werden.
Sie ist gerne unter Leuten, genießt aber auch die Ruhe am Morgen und am Abend, wenn alle Gäste von der Hütte verabschiedet wurden und sie die letzten Farben des Tages genießen kann. „Es ist einfach wie Urlaub hier heroben, obwohl viel Arbeit zu erledigen ist. Bei Schönwetter ist es natürlich stressig, aber am Abend kann man so richtig gut entspannen“, so Ines zu ihrem Beruf als Sennerin. Sie hofft, diese Arbeit noch zehn Jahre oder länger ausüben zu können, sofern sich nicht allzu viel ändert. Vor allem hänge ihr Beruf stark mit dem Vieh zusammen, das heraufgetrieben werde, und damit auch von den Bauern der Umgebung, die schließlich immer weniger würden. ❏
Stefanie Schadler
Zum Foto: Die Sennerin Ines Holzer mit ihrem Chef Roman auf ihrem Arbeitsplatz – der Marienseer Schwaig.