Dort hinauflaufen, wo normalerweise Skirennläufer runterfahren: Beim diesjährigen Streif Vertical Up gab es auch einen Teilnehmer aus dem Wechselland.
Pistenläufe und Kondition
Es kennt wohl jeder die legendäre Streif in Kitzbühel, auf der Skirennläufer mit wahnsinniger Geschwindigkeit die steilen Hänge hinunterjagen. Aber kennen Sie auch das Streif Vertical Up? Im Gegensatz zum Skirennen geht es beim Vertical Up darum, die Piste so schnell wie möglich nach oben zu kommen – mit freier Materialwahl, solange alles mit eigener Körperkraft – also ohne Motor – angetrieben wird.
Jakob Hoffmann aus Aspang hat sich dieser Herausforderung Ende Februar bereits zum dritten Mal gestellt. Als Mitglied der Wechselland Runners gehört das Laufen ohnehin zu seiner Routine, wobei er auch generell gerne Bergläufe macht. Als Vorbereitung zu diesem Lauf hat er die Piste in Mariensee genutzt. Diese ist montag- und donnerstagabends in der Wintersaison für Tourengeher offen, sodass er nach der Arbeit die Piste hinaufgelaufen ist. Neben seinem regulären Lauftraining hat er zudem ein spezielles Krafttraining für die Beine im SGZ Aspang absolviert, wobei aber seiner Erfahrung nach bei solchen Bergläufen die Kondition entscheidend ist.
Als Material hat er sich für umgebaute Fußballschuhe entschieden: Dazu hat er die Stollen heraus- und stattdessen Gewindestangen eingeschraubt und auf zwei Zentimeter abgeschnitten. Diese hätten sich bereits bei der ersten Vertical-Up-Teilnahme bewährt, so Hoffmann. Auch Stecken gehören zum Aufstieg dazu, ebenso wie ein Helm mit Stirnlampe, der Pflicht ist, da das Rennen nach den regulären Pistenzeiten um 18:30 Uhr beginnt.
Nervenaufreibender Anstieg
Für die Strecke von 3,312 Kilometern und 860 Höhenmetern hat er heuer 51 Minuten benötigt, womit er sehr zufrieden ist: Er hat seine Zeit vom letzten Mal um drei Minuten getoppt und ist unter die ersten 100 Teilnehmer ins Ziel gekommen. Auch wenn das Vertical Up zu den eher kurzen Bergläufen zählt, ist es doch sehr anstrengend, da es nicht nur steil ist, sondern man auch immer wieder ausrutscht, abrutscht und abstürzt. Da kommt es natürlich vor, dass man sich zwischendurch die Frage stellt, wieso man das eigentlich macht. „Aber wenn man am Ende oben steht und es geschafft hat, dann weiß man es wieder, auch wenn es mittendrinnen sehr nervenaufreibend ist.“ Aufgeben sei ohnehin keine Option, da es so steil sei, dass man lieber rauf- als runterwolle, so Hoffmann, der von der Hilfsbereitschaft der Mitstreiter begeistert ist. Es gebe immer jemanden, der hinter einem sei und zu stützen versuche, wenn man abrutsche. Der Teamgeist und das Miteinander würden großgeschrieben.
Natürlich gehört es am Tag nach dem Vertical Up dazu, dieselbe Strecke mit den Skiern hinunterzufahren. „Da diese Strecke im Tagesbetrieb nicht präpariert wird, wechseln sich große Schneehügel mit Eisplatten ab und es war eine Überwindung, dort hinunterzufahren beziehungsweise zu rutschen.“ Zudem meinte Hoffmann, dass man erst beim Hinunterfahren sehe, wie steil es wirklich sei, da man beim Rauflaufen seinen Fokus eher auf den nächsten Schritt setze, ohne zu weit hinaufzublicken. ❏
Stefanie Schadler
Zum Foto: Die Streif hinauflaufen: ein kurzes, nervenaufreibendes Vergnüngen, das wohl nicht jedermanns Sache ist.