Freiwillige Paten unterstützen Familien in ihrem Alltag und beugen dadurch einer Überforderung vor.
Planbare Pause
Wenn in Familien die Hände zu wenig werden und eine Entlastung für ein paar Stunden der Seele guttun würde, bietet eine Familienpatenschaft eine ideale Lösung. Die Paten kommen zu den Familien nach Hause und unterstützen die Eltern mit den Kindern. „In der vereinbarten Zeit schenken die Paten den Kindern ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, während die Mutter zum Beispiel einen Physiotherapietermin wahrnimmt, sich diversen Haushaltsaufgaben widmet oder einfach die Zeit zum Durchschnaufen nutzt“, erklärt die Koordinatorin der Familienpatenschaften Melanie Kollegger-Fladerer.
Die Patinnen und Paten begleiten eine Familie für die Dauer von sechs Monaten, wobei eine wöchentliche Unterstützung von rund drei Stunden vorgesehen ist. Die Familie und der Pate vereinbaren selbst den Zeitpunkt der Unterstützung. Dadurch können Paten flexibel auf die Bedürfnisse von Familien eingehen und das ehrenamtliche Engagement gut mit dem eigenen Berufs- und Privatleben vereinbaren.
Auswahl und Einschulung
Pate kann jeder werden, der sich gerne mit Kindern befasst sowie aufgeschlossen für die Probleme von Familien ist. Wie in einer aktiven Nachbarschaftshilfe übernehmen Paten nur einfache Hilfstätigkeiten und sind nicht fachlich qualifiziert. Sie ersetzen somit keinen professionellen oder gewerblichen Dienst.
Großes Augenmerk wird auf die Auswahl der geeigneten Paten sowie deren Einschulung gelegt. Nach einer Basisschulung, die im Wesentlichen aus den Bereichen Erziehung, Kommunikation und Resilienz besteht, werden bei Bedarf weiters begleitende Angebote in Form von Weiterbildungen, Stammtischen und Supervisionen geboten. Die Paten sind während ihrer Einsätze freizeitunfall-, haftpflicht- und rechtsschutzversichert.
Die Familienpatenschaft ist ein Projekt von Chance B und wird in den Bezirken Weiz seit 2013 und Hartberg-Fürstenfeld seit 2019 angeboten. Es wird vom Land Steiermark und den Sozialhilfeverbänden Weiz und Hartberg-Fürstenfeld gefördert. Derzeit sind im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld 16 Paten registriert und 17 Familien, die dieses Angebot nutzen.
Eine Patin erzählt:
Anneliese Pichler aus Rohrbach an der Lafnitz war als Kindergärtnerin tätig und wollte sich nach ihrem Pensionsantritt vor zwei Jahren sozial engagieren. In erster Linie sollte es etwas ohne Kinder sein, aber durch Zufall entdeckte sie die Familienpatenschaft und war sofort begeistert. „Als meine Mädels noch klein waren hätte ich das auch gut brauchen können“, so Frau Pichler. Für die Anmeldung als Familienpatin ist vorab ein Fragebogen auszufüllen, bei dem man bestimmte Bedingungen festlegen kann, zum Beispiel in welchem Umkreis man Familien unterstützen möchte, Anzahl und Alter der Kinder, die man betreuen möchte, und Ähnliches.
Es geht um die Freizeitgestaltung, die sich nach dem Alter der Kinder richtet. Frau Pichler geht als Patin mit den Kindern oft zum Spielplatz, fährt mit ihnen Rad, wandert, spielt Fußball oder erzählt Geschichten – oder lässt sich von den Kindern Geschichten erzählen. „Man richtet sich nach den Kindern und deren Bedürfnisse und die Kinder genießen das natürlich. Wer würde das nicht“, ist Frau Pichler überzeugt.
Es kommt auch regelmäßig zu Treffen unter den Familienpaten und der Austausch untereinander ist Frau Pichler sehr wichtig. Man erfährt von den Erfahrungen der anderen und gibt sich Tipps. Auch Fortbildungen werden angeboten und man kann sich Spiele oder Bücher für die Betreuungszeiten ausborgen.
Ihr Antrieb, sich als Familienpatin zu engagieren, sind die Kinder selbst: „Kinder sind eine Bereicherung, die Arbeit mit Kindern hält einen fit und jung. Sie motivieren einen.“ ❏
Stefanie Schadler
Kontakt:
Melanie Kollegger-Fladerer
Koordinatorin Familienpatenschaften
0664 60 409-215
melanie.kollegger-fladerer@chanceb.at
Erreichbar: Montag bis Mittwoch, 8:00 bis 11:00 Uhr