Der Friedberger Hauptplatz ist mittelalterlichen Ursprungs, ebenso wie die Gebäude um ihn herum. Die Geschichte hat deren Aussehen, aber auch Nutzung immer wieder verändert.


Mittelalterlicher Stadtkern
Die Hauptplätze in Aspang und Friedberg zählen zu den ältesten im Wechselland. Beide sind um 1200 entstanden; von Friedberg kann man das mit der Stadtgründung im Jahre 1194, im Zuge derer auch der Hauptplatz angelegt wurde, belegen. Ein Beleg für deren Alter ist zudem das Verhältnis, in dem diese angelegt wurden: Der Aspanger Hauptplatz – laut dem Historiker Andreas Salmhofer vermutlich aufgrund der hindurchführenden Straße langgezogen angelegt – wurde im Verhältnis 1:5 erbaut. Jener in Friedberg im Verhältnis 4:5, was beides typische Verhältnisse für das Mittelalter darstellen.
Alle Gebäude am Hauptplatz und in der Anton-Bauer-Gasse in Friedberg stammen aus dem Mittelalter, womit sie zu den ältesten Häusern Friedbergs gehören. Die ursprünglichen Gebäude waren aus Holz, und vor gut 400 Jahren wurden sie zu Steinhäusern umgebaut. Wann genau dieser Umbau stattfand, lässt sich nicht datieren. Dabei habe laut Herrn Salmhofer das Gasthaus „Zum grünen Baum“ mit der Hausnummer 9 am Hauptplatz seinen ursprünglichsten Charakter erhalten. Bei den Kellern ist anzunehmen, dass sie im Mittelalter entstanden sind und über die letzten Jahrhunderte immer wieder aus- und umgebaut wurden.
In den Gebäuden am Hauptplatz waren schon immer diverse Geschäfte untergebracht, von denen viele der Tradition treu geblieben sind, während manch andere heute andere Funktionen als früher haben.
Am Hauptplatz Nummer 5 befinden sich das Café Wetzelberger und die Trafik, oberhalb sind Gemeindewohnungen untergebracht. Früher waren dort unter anderem das Postamt, die Gendarmerie und auch die Sparkasse untergebracht. 1952 wurde dieses Haus in der heutigen Optik erbaut und auch das Wandgemälde auf jener Hausseite, die am Weg von Pinggau in Richtung Hauptplatz zu sehen ist, angebracht. Anlass für das Wandgemälde war die 700-Jahr-Stadtfeier, bezugnehmend auf eine alte Urkunde aus dem Jahr 1252. Anmerkung: Die Gründung Friedbergs liegt allerdings laut neuerer Kenntnisse weiter zurück, nämlich im Jahr 1194, sodass 1994 die 800-Jahr-Feier begangen werden konnte.
Veränderung im Bestand
Bei der Hausnummer 6 befindet sich seit 1972 das Hotel Schwarzer Adler von der Familie Gressenbauer. In den heutigen Zimmern des Schwarzen Adler wohnten früher Privatleute und auch kleine Büros waren dort untergebracht, unter anderem war hier 1993 noch das Planungsbüro der Baufirma Koch eingemietet. Auch ein Friseur befand sich in dem Gebäude wie auch eine Billa-Filiale, in der sich heute das Adler’s Pub befindet. Diese langgezogene Bauform ist dem zuvor dort befindlichen Gasthaus zu verdanken, das eine Kegelbahn betrieb.
Am Hauptplatz Nummer 9 steht das bereits genannte Gasthaus „Zum grünen Baum“ und auch zuvor wurden dort schon immer Gasthäuser betrieben. Von der Bausubstanz handelt es sich vermutlich um das älteste Gebäude Friedbergs, deren urige Gasthausstube besonders sehenswert ist.
Am Hautplatz Nummer 10 ist der heutige Wechsellandler eingemietet, wobei sich dort bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts schon immer Einkaufsläden befanden.
Am Hauptplatz Nummer 13 befindet sich der Gasthof Hubertushof, auch als Gasthof Großschädl bekannt, der einst im Besitz des Fleischhauers Josef Prem war, der den Gastbetrieb an das Ehepaar Anton und Cilli Heil verpachtete. Später pachtete Erich Stögerer mit Gattin Herma die Fleischbank, die 1965 das gesamte Haus kauften. Als der Pachtvertrag von Anton und Cilli Heil 1969 endete, übernahmen Erich Stögerer und seine Gattin den Gastbetrieb. Seit dem Tod von Erich Stögerer führen es seine Erben weiter und nennen es aus nostalgischen Gründen wieder Hubertushof. Dort befand sich unter anderem auch das Probenlokal des 1894 gegründeten Männergesangsvereins.
Am Hauptplatz Nummer 18 befand sich laut Herrn Salmhofer seit mindestens dem 19. Jahrhundert immer eine Greißlerei beziehungsweise ein Handelsgeschäft. Auch heute befindet sich dort der Adeg-Markt Thalhammer, womit diese Tradition fortgesetzt wird.
Schließlich das Rathaus am Hauptplatz Nummer 20, das um 1966 errichtet wurde und nachweislich seit 1853 als Rathaus genutzt wird.
Veränderungen am Hauptplatz
Am Friedberger Hauptplatz wurden all die Jahrhunderte hindurch die Waren der Händler feilgeboten, Jahrmärkte und Kirtage abgehalten und das Vieh zum Verkauf aufgetrieben. Der Platz dürfte seit jeher mit einem Brunnen bestückt gewesen sein, der einerseits dem durchgetriebenen Vieh als Tränke diente und andererseits bei ausbrechendem Feuer genutzt werden konnte. Der Hauptplatz wurde laut Herrn Salmhofer immer wieder fleckerlteppichartig ergänzt, wie etwa durch Asphaltierungsmaßnahmen oder das Pflanzen von Bäumen; das Bassin wurde zudem immer wieder vergrößert: In den Jahren 1804 bis 1807 wurde ein kleines achteckiges Bassin hergestellt, das im Herbst 1861 vergrößert und später quadratisch umgebaut wurde.
Es war klar, dass irgendwann das komplette Areal inklusive Kanalisation und Stromleitungen erneuert werden müsste. So wurde in der späten Amtszeit von Bürgermeister Rupert Gruber (1990–2008) beschlossen, den Hauptplatz umzubauen. Die Umbauarbeiten selbst fanden zwischen Ende 2008 und Frühjahr/Sommer 2009 statt, wobei unter anderem das alte Bassin entfernt, die Mariensäule versetzt und mehr Parkplätze geschaffen wurden. Anfang September 2009 wurde der neue Hauptplatz im Rahmen eines dreitägigen Festes gefeiert.
Ebenso ziert eine Sonnenuhr, Geschenk der Friedberger Partnerstadt in Bayern, den Friedberger Hauptplatz und an der Mariensäule ist die Friedberger Gedenktafel angebracht. Die Mariensäule selbst wurde 1809 zum Dank für die Verschonung von der Pest Ende des 18. Jahrhunderts und der „geringen“ Störung durch die Franzosen, die 1805 und 1809 unter anderem auch in Friedberg einquartiert waren. Seit 1809 wurde die Mariensäule mehrmals versetzt. ❏
Stefanie Schadler
Bild: 1888 – Friedberg Hauptplatz