Noch bis Ende Oktober dauern die Arbeiten für die Neugestaltung der Bahnhöfe Friedberg und Rohrbach-Vorau an. Zeitgleich werden zwei Bahnbrücken erneuert. Die ÖBB investieren auf der Strecke Millionenbeträge in Barrierefreiheit und Modernisierung.
Info: Zur Durchführung der Bauarbeiten in Friedberg ist eine zweimonatige Streckensperre notwendig, die voraussichtlich noch bis 24. September 2022 besteht. Bis dahin wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Aspang, Friedberg und Hartberg eingerichtet. Außerdem kommt es zu Fahrplanänderungen des Nahverkehrs zwischen Hartberg und Fehring.
Gesteigerter Komfort mit Zug
Die Bahnhöfe Rohrbach-Vorau und Friedberg sind Teil der sogenannten Thermenbahn, die 1905 in Friedberg eröffnet wurde. Sie werden nun komplett neu gestaltet und nach den neuesten technischen Anforderungen ausgerichtet. Die Arbeiten fallen in Friedberg aufgrund der Größe umfangreicher aus; in beiden Fällen liegt ein besonderes Augenmerk auf der Barrierefreiheit. Zusätzlich werden sowohl in Dechantskirchen als auch in Haideggendorf, Gemeinde Pinggau, zwei Brücken erneuert. Die ÖBB investieren demnach enorm in ihr Bahnnetz im ländlichen Raum, um den Umstieg vom Auto auf die Bahn weiter zu erleichtern. ÖBB-Vorständin Judith Engel: „Wir wollen immer mehr Menschen einen komfortablen und barrierefreien Zugang zur Bahn bieten und daher investieren wir so viel wie nie zuvor in die Infrastruktur. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Herbst wird der Bahnhof Friedberg ein vollkommen neues Gesicht bekommen und Reisenden einen bequemen Zugang zum öffentlichen Verkehr bieten.“
Friedberg
In Friedberg betrifft die Modernisierung des Bahnhofes sowohl die bahntechnischen Anlagen als auch die Kundenbereiche. Der Bahnhof erhält ein komplett neues Gesicht: Der Bahnhofsvorplatz wird neu gestaltet, wobei auch Kanal, Fernwärme, Wasserleitung und Stromanschlüsse erneuert werden. Ein neuer barrierefreier Inselbahnsteig mit 160 Metern Länge inklusive Zugangsrampe wird errichtet, Sitzgelegenheiten, Kundeninformationssysteme, Beleuchtung und Beschallung werden installiert. Zwei neue Bushaltestellen und eine Bike-&-Ride-Anlage für 30 Fahrräder sowie fünf Mopeds komplettieren das Angebot. Das Gütermagazin weicht der Erweiterung und Neugestaltung der Park-&-Ride-Anlage, auf der knapp 100 Pkw, davon zwei für mobilitätseingeschränkte Personen, Platz finden. Auch eine Busumkehrschleife wird errichtet. Technische Einrichtungen wie Gleise, Weichenverbindungen, sicherungstechnische Anlagen, Kabelwege und Signale werden während der Modernisierung ebenfalls erneuert. An den Investitionskosten von rund sieben Millionen Euro beteiligen sich neben den ÖBB das Land Steiermark und die Gemeinde Friedberg.
Bürgermeister Wolfgang Zingl hofft, dass durch diese Modernisierung wieder mehr Leute vom Bahnfahren überzeugt werden können. Vor allem sollte die Taktung wieder attraktiver werden. Derzeit liegt eine Fahrt von Friedberg nach Wien bei knapp über eineinhalb Stunden, diese war früher um gut 20 Minuten kürzer, weshalb viele Pendler auf den Bus umgestiegen sind. Da im Zuge der Bauarbeiten auch die Bahnübergänge im Gemeindegebiet gesichert werden, kann der Zug schneller fahren, was auch den Fahrtzeiten zugutekommen wird.
Zudem wird künftig in Verbindung mit den Wexl Trails, die in die steirischen Gemeinden erweitert werden, auch der Radtourismus zunehmen. Ab September werden daher alle Sammeltaxis mit Fahrradträgern ausgestattet. Einer Abholung vom Bahnhof zum gewünschten Wexl Trail wie etwa dem Hilmtor stehe damit nichts mehr im Weg, so Zingl.
Die Arbeiten am Bahnhof Friedberg sollen mit 31. Oktober abgeschlossen sein.
Rohrbach
In Rohrbach erfolgt eine komplette Neugestaltung des Areals. Das Ein- und Aussteigen von den Zügen wird künftig direkt gegenüber dem von der Gemeinde neu errichteten Busbahnhof erfolgen. Ein leicht und auf kurzen Wegen erreichbarer barrierefreier Bahnsteig mit Wartekoje, gesicherten Wegen, Park-&-Ride-Stellflächen, einer überdachten Bike-&-Ride-Anlage u. v. m. zählen zu den Investitionen. Auch die Erneuerung der Gleisanlagen ist Teil der Modernisierung. Zugleich erfolgt auch die Erneuerung von bahnbegleitenden Anlagen wie Mauern und Durchlässen. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro.
Diese Investitionen bedeuten eine enorme Aufwertung des Standortes Rohrbach an der Lafnitz im Bereich des öffentlichen Verkehrs, ist Bürgermeister Günter Putz überzeugt. Der Bahnhof Rohrbach-Vorau werde damit zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt in der Region und sei eine Einladung an alle, den Umstieg auf die „Öffis“ zu versuchen. „Auch „am Land“ wird der öffentliche Verkehr an Bedeutung zunehmen. Verstopfte Einfahrtsstraßen in die Städte, hohe Kosten im Individualverkehr, eine verbesserte Infrastruktur gerade auch im Bahnverkehr und die Bereitschaft, speziell vieler junger Menschen, auf das Liebkind Auto zu verzichten, sind entsprechende Vorzeichen dafür. Umso wichtiger sei es für eine Gemeinde, eine Region, diesbezüglich gut aufgestellt zu sein. „Mit den Baumaßnahmen an der lokalen Eisenbahnstrecke, insbesondere natürlich mit dem Ausbau und der Modernisierung des Bahnhofes Rohrbach-Vorau und des neuen Busbahnhofs, gehen ÖBB und Gemeinde sicher in die richtige Richtung“, so Putz.
Die Bauarbeiten am Bahnhof Rohrbach-Vorau laufen voraussichtlich noch bis 23. September.
Zwei neue Eisenbahnbrücken
Auch die Eisenbahnbrücke an der Thermenbahn in Dechantskirchen wird erneuert. Das alte Stahltragwerk, das am Ende seiner Lebensdauer ist, wird ausgehoben und es wird eine neue Stahlbrücke mit durchgehendem Schotterbett errichtet. Die Brücke ist 20 Meter lang. Die Herausforderung dabei: Aufgrund des Gewichts der Stahlbrücke erfolgt der Einhub mit einem 750 Tonnen schweren Autokran. Die alten Widerlager der Brücke, das heißt der massive Unterbau, der den Übergang zwischen der Brückenkonstruktion und dem Erddamm herstellt, werden komplett abgetragen und die Fundierung erfolgt mittels Bohrpfählen. Die Kosten der Erneuerung betragen rund 1,9 Millionen Euro.
Zu diesem Zweck ist die L422 zwischen Dechantskirchen und Schlag bei Thalberg noch bis zum 22. Oktober gesperrt. Die Umleitung ist vor Ort beschildert und erfolgt über die B54.
Auch die Eisenbahnbrücke über die Pinka in Haideggendorf wird erneuert. Auch hier wird ein altes Stahltragwerk ausgehoben und durch eine neue Hohlkastenbrücke mit auskragenden Fertigteilen als Fahrbahnplatte ersetzt. Diese Brücke ist ebenfalls 20 Meter lang. Eine Besonderheit ist hierbei, dass der Hohlkasten auf der Baustelle gefertigt wird, wobei sich unterhalb der Brücke der Pinkabach befindet. Daher sind die Herstellung eines dichten Spundwandkastens für die Fundamente sowie Bohrpfähle mit einer Länge von 24 Metern erforderlich. Die Widerlager werden ebenfalls komplett abgetragen. Die Kosten betragen rund 2,9 Millionen Euro.
Die Arbeiten dauern noch bis zum 31. Oktober an. ❏
Stefanie Schadler
Zum Foto: Die Modernisierung in Rohrbach wurde mit dem neuem Busbahnhof der Gemeinde sinnvoll kombiniert.