Am See, Flachland oder Berg – das Snowkiten kann sehr abwechslungsreich ausgeübt werden und auch der Hochwechsel erweist sich dabei als ideales Gebiet.
Mit dem Wind über den Schnee
Sportler, die mit Board oder Skiern und Kite über den Schnee fahren: Sogenannte Snowkiter haben auch den Hochwechsel für sich entdeckt. Darunter Ronald Rotter. Er stammt ursprünglich aus dem Waldviertel und wohnt mittlerweile in Wien. Seit 18 Jahren betreibt er diesen Sport und hat 2009 sogar die Kiteschule in Podersdorf geleitet. Begonnen hat er mit dem Kitesurfen am Wasser.
Grundsätzlich sei das Fahren am Schnee einfacher als am Wasser: Man sinke nicht ein, brauche daher eine geringere Geschwindigkeit und wer bereits Ski oder Snowboard fährt, für den sei der Einstieg in die Snowkite-Welt meist sehr einfach, so Ronald, weil die Bewegungen ähnlich einem Driftschwung auf Ski oder Snowboard seien.
Die Voraussetzungen für ein ideales Snowkite-Erlebnis sind eine optimale Schneelage, der passende Wind, freie Sicht und eine freie Fläche. Snowkiten ist unter anderem im Flachland möglich: Seine ersten Snowkite-Versuche startete Ronald zum Beispiel im Waldviertel 2004, bei über einem Meter Schnee. Auch zugefrorene Seen sind beliebt, wobei hier meist mit Eislaufschuhen gefahren wird. Man benutzt einen kleineren Kite, da man durch die Kufen weniger Widerstand hat und man dadurch weniger Zug am Schirm braucht, um flott voranzukommen. Am meisten Spaß mache laut Ronald allerdings ein See, bei dem sich durch leichtes Tauwetter und darauffolgendem leichten Schneefall das Eis mit dem Schnee verbunden hat. Es entstehe dadurch eine Auflage wie auf einer präparierten Skipiste. Dieser Untergrund mache es möglich, auch mit Skiern über das Eis zu fahren, wodurch eine wesentlich bessere Stabilität gegeben sei. Ronald hatte diese Verhältnisse erst einmal, und zwar am Neusiedler See.
Snowkiten am Berg
Eine ganz andere Liga hingegen sei das alpine Snowkiten, da hier zusätzliche Gefahren herrschten. An erster Stelle sei der Wind genannt: Dieser drehe sich im Gebirge anders, sei im Gipfelbereich stärker und auch mit Böen müsse man rechnen. Am Berggrat sei es meist eisig und man habe weniger Halt. Grundsätzlich sollte man das Gelände kennen, denn wenn es zum Beispiel nach einem Grad steil bergab gehe, bestehe Absturzgefahr. Der Wechsel sei dabei laut Ronald ein „sehr gutes Revier“, da er nur mäßig steil sei und es keine gefährlichen Felsabbrüche gebe.
Eine relativ neue Möglichkeit, diese Sportart am Berg zu betreiben, wurde mit aufstiegsorientierten Snowkites entwickelt, die mit ihren zwei bis drei Kilo besonders leicht sind. Damit kann man zum Beispiel zu Fuß bei der Schneealpe durch den Wald bis zum Plateau aufsteigen, den Kite dort aufbauen und loskiten. Andererseits kann man sich auch mit einem Kite auf ein Plateau hinaufarbeiten, ihn oben zusammenpacken und die Abfahrt mit den Skiern oder dem Board bestreiten.
Bevor man mit dem Snowkiten beginnt, sollten laut Ronald Kite-basiskenntnisse in einem Kurs erworben werden, da es schnell gefährlich werden könne. Vor allem Windstärken sollte man einschätzen können, denn bei Starkwinden gehe alles viel schneller, der Schirm reagiere sensibler. In Kursen gebe es sogenannte Schulungskites, die nicht so viel Zug entwickelten und mit denen die Schirmsteuerung gut erlernt werden könne. Dafür werde meist nur ein Tag benötigt.
Natürlich kann man bei dieser Sportart mittlerweile auch an Rennen teilnehmen. Ronald berichtet vom sogenannten VAKE – Varanger Arctic Kite Enduro in der norwegischen Arktis. Es handelt sich um ein Vier-Tage-Rennen, bei dem man sich autark bewegen muss. Von der Anstrengung her ist es etwa mit dem Erzbergrennen vergleichbar, denn von 40 Zweierteams kommen nur etwa zehn ins Ziel. Es ist keine fixe Route vorgegeben, sondern es gibt lediglich Checkpoints, die man anfahren muss. Mit Schlitten ausgestattet, werden alle Dinge mitgeführt, die man zum Überleben in der Wildnis braucht, darunter zum Beispiel Schlafsack und Zelt, Benzinkocher und Essen.
Einzigartiges Erlebnis am Polarkreis
Zwischen sieben Uhr früh und 22 Uhr abends ist das Rennfenster vorgegeben, wobei man in der letzten Stunde des Tages mit Stirnlampe fährt. Um das Lager auf- und wieder abzubauen, werden je etwa zwei Stunden benötigt. „Wenn man vorne mitfahren möchte, nutzt man das gesamte Zeitfenster, kommt nach dem Aufbau gegen Mitternacht zum Schlafen und steht um fünf Uhr wieder auf, damit um sieben Uhr wieder losgestartet werden kann.“ Ronald und sein Teamkollege wollten vorne mitfahren. Zweimal hat Ronald bisher an diesem Rennen teilgenommen und es beim zweiten Mal mit seinem Teamkollegen an elfter Stelle ins Ziel geschafft. Oliver Palmers und Ronald Rotter, VAKE 2017.
Für Ronald ist der Wechsel bei geeigneter Schneelage ideal, weil das Gelände recht offen ist und nur mäßig steil.
❏ Stefanie Schadler
Weitere Infos und Kursangebote: www.lakeunited.com