Ein Spaziergang ist nicht nur gesund und erholsam. Naturbelassene Wiesen, Waldränder und Bachufer bieten eine große Anzahl wilder Pflanzen und Kräuter, die wir in der Küche verwenden können.
Bernadette Orth und Gerald Kobierski führen mit ihrem Lichtkräuterhof in Zöbern einen so genannten Permakulturgarten: In ihrem großzügig angelegten Garten schaffen sie naturnahe Kreisläufe und bewirtschaften ihn dadurch nachhaltig. Umfangreiches Wissen über Anbau, Nutzungsmöglichkeiten und gegenseitige Beeinflussung der Pflanzen sind Voraussetzung. Für unsere neue Artikelreihe „Natur entdecken und für sich nutzen“ gab uns Gerald Kobierski Einblicke in natürlich vorkommende Pflanzen in unserer Region.
Giersch
Eine als unliebsames „Unkraut“ abgestempelte Pflanze ist der Giersch, der sich nur schwer aus den Gärten vertreiben lässt. Dabei ist er wohlriechend und kann in der Küche z.B. Bestandteil einer Wildkräutermischung sein, einen Salat bereichern, wenn die Blätter noch ganz jung sind oder als Teeaufguss mit frischen oder getrockneten Blättern genutzt werden. Als Tee wirkt er entgiftend und blutreinigend und wurde in der Volksheilkunde auch bei Gichtanfällen eingesetzt. Er dient auch als Soforthilfe bei Insektenstichen oder kleinen Schnittwunden: Etwas frisches Kraut zerquetschen und auf den Stich legen. Er passt auch gut zu Brennnesseln, sollte aber nicht täglichgegessen werden. Fundort: Gärten, Waldränder und unter Hecken, entlang von Zäunen, Bach- und Flussufern
Quendel
Quendel ist auch als wilder Thymian bekannt, schmeckt sehr neutral und kann daher in der Küche vielfältig verwendet werden, um seine wertvolle Wirkung auf die Bronchien und bei Husten zu entfalten. Ähnlich wie sein naher Verwandter ist er schleimlösend und wird gerne als Tee bei Atemwegserkrankungen und Schnupfen verwendet, gerne auch mit Thymian vermischt. Er ist auch ein bekanntes Frauenkraut und wurde in der Volksmedizin in der Geburtsvorbereitung und -erleichterung in Form von Kompressen verwendet. Fundort: trockene Waldränder, Böschungen und Gärten.
Johanniskraut
Um Sonnwend (21. Juni) und Johanni (24. Juni) beginnt bei trockenem, sonnigem Wetter die Ernte der frischen Blüten und Knospen. Es gibt unterschiedliche Johanniskrautarten, von denen nicht alle die selbe heilkräftige Wirkung haben. Testen kann man das, indem man die Blüten oder Knospen zwischen den Fingern zerreibt. Das enthaltene Sekret sollte dunkelrot auf die Finger abfärben. Die heilkräftigste Wirkung hat das Tüpfel-Johanniskraut, dessen Blätter, gegen das Licht gehalten, kleine Bläschen aufweisen. Daher auch der Name. Es soll dunkle Gedanken vertreiben und die Gelassenheit fördern. Über 1 Million Österreicher sind medikamentenabhängig und viele davon leiden an Depression. Daher sollte dieses Kraut in keinem Garten fehlen. Zur Teezubereitung kann das ganze Kraut verwendet werden. Getrocknet wird es an einem trockenen, warmen und luftigen Ort, aber nicht direkt in der Sonne. Ideal sind Gartenschuppen und Dachböden. Johanniskrautöl fördert die Wundheilung und hemmt Entzündungen. Fundort: Wiesen, Waldränder, trockene nährstoffarme Standorte.
Rezept: Johanniskrautöl: Die Blüten und Knospen bei trockenem Wetter pflücken und mit einem Mörser leicht zerstoßen. In ein Schraubglas geben und mit Olivenöl übergießen – den Deckel aber nicht verschrauben – und an einem sehr sonnigen Ort mindestens 6 Wochen ziehen lassen. Danach abseihen und das Öl in einem kühlen und dunklen Raum lagern.
Königskerze
Bis zu zwei Meter hoch wächst die Königskerze, die mit ihren gelben Blüten viele Insekten anzieht. Manchmal verirrt sie sich in den Garten, was man durchaus für sich nutzen kann: die Blüten eignen sich zum Trocknen und finden in Teemischungen Verwendung. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend, schweißtreibend und beruhigend und positiv auf Bronchien und Atemwege. Standort: steinige Abhänge, Böschungen, Wegränder, Brachland.
Königskerzen-Tee: 1 TL Blüten mit 1/4 l kochendem Wasser 10 Min. ziehen lassen, filtern. Hilft bei Dauerhusten.
Linde
Die Linde ist oft als Hofbaum auf Bauernhöfen zu finden und wird als traditioneller Alleebaum eingesetzt. Mit ihren herzförmigen Blättern gilt sie als Symbol der Liebe, daher der Spruch „Unter Linden wird man sich finden.“ Auch Hochzeiten wurden gerne unter einer Linde abgehalten. Die Lindenblüten bilden außerdem eine der besten Bienenweiden. „Wenn die Linde blüht summt der ganze Baum.“ so Gerald Kobierski. Die Blüten sind schweißtreibend und reinigend und sind auch in einer Teemischung sehr empfehlenswert.
Text: Stefanie Simon