Schauspieler und Teilzeit-Wechselländer Alexander Strobele

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Wie begegnet man einem Schauspieler, den man seit vielen Jahren von Film, Fernsehen und Theater kennt und der mit Regisseuren wie Steven Spielberg gearbeitet hat? Diese Frage habe ich mir am Weg zum Interview in sein Haus, der ehemaligen Schule in Mariensee – Gemeinde Aspangberg-St.Peter gestellt.

Sehr unkompliziert, wie man es von den Einheimischen hier gewohnt ist und freundlich wurde ich von Alexander Strobele in seinem Garten empfangen.

Bei noch angenehmen Temperaturen im Herbst, haben wir vor der, von ihm selbst restaurierten Holzhütte auf einer ehemaligen Schulbank Platz gekommen. Im Hintergrund die ehemalige Schultafel, die vielen Marienseern sicher noch wohl bekannt ist.

Bevor ich meine erste Frage stellen konnte, wurde ich schon mit Information über die ehemalige Schule versorgt und wurde später durch das Haus geführt. 

Aber zuerst, wer ist Alexander Strobele?

Theaterengagements führten 1977 den jungen Wiener Schauspieler und erfolgreichen Absolventen des Max-Reinhardt-Seminars an diverse Bühnen in Deutschland. Die Titelrolle der ORF-Serie Calafati Joe brachte ihn 1987 wieder nach Österreich zurück. Der stets umtriebige Künstler, der laut einem ORF-Beitrag zur österreichischen Schauspiel-Elite zählt, spielte und spielt an diversen Bühnen wie dem Wiener Volkstheater oder Theater in der Josefstadt und produzierte und inszenierte Theaterproduktionen. Dem breiten Publikum wurde Strobele durch zahlreiche Rollen in Filmen wie „Tatort“, „SOKO Donau“, „SOKO Kitzbühel“, „Schnell ermittelt“, „Bulle von Tölz“ oder „Kommissar Rex“ und anderen bekannt. 

In internationalen Spielfilmen, wie den mit sieben Oscars prämierten Historienfilm von Steven Spielberg „Schindlers Liste“, verkörperte er in einer kleinen Rolle einen Holocaust-Gefangenen und im US-amerikanischen Actionfilm „Projekt: Peacemaker“ war er an der Seite der Hollywood-Größen Nicole Kidman und George Clooney zu sehen.

Der Beruf Schauspieler

Inzwischen ist Alexander Strobele Pensionist und muss Rollen nicht mehr nachrennen, wie er sagt, aber wenn ein tolles Angebot kommt, nimmt er es gerne an. 

„Es ist ein harter Beruf mit ständigen Existenzängsten“, so Strobele. Auf meine Frage, ob er lieber Theater- oder Filmschauspieler sei, antwortet er: „Ich habe immer beides gemocht, es ist ein unterschiedliches Arbeiten, das Wichtigste ist mir, für das Publikum zu arbeiten.“ 

Derzeit arbeitet er gerade an einer Produktion mit jungen Leuten und bewundert, mit welchem Durchhaltevermögen sie diesen Beruf ausüben – heute ist ein breites Netzwerk das A und O.

„Als Schauspieler muss man sehr flexibel sein und sich immer wieder auf neue Situationen einstellen“, sagt er. „Es hat Engagements gegeben, zu denen ich am gleichen Tag hin- und zurückgeflogen bin, es gab aber auch längere Theaterverträge, bei denen ich mit der ganzen Familie ein Haus oder eine Wohnung gemietet hatte oder angepasst an die Arbeitssituation im Hotel wohnte.“

Was führt einen Künstler wie ihn nach Mariensee?

Das ständige Stadtleben in Wien wollte Strobele sich und seinen zwei Hunden nicht länger zumuten und war daher auf der Suche nach einem Haus mit Garten in der Umgebung von Wien. Lange Zeit waren keine für ihn interessanten Projekte am Markt, bis er 2009 auf das Inserat des zum Verkauf angebotenen ehemaligen Marienseer Schulgebäudes stieß und sich sofort in das Gebäude und die Umgebung verliebte.

Das ehemalige Schulgebäude

Bausachverständige hatten Alexander Strobele geraten, das desolate Projekt, für das sich kein weiterer Bieter interessierte, zu vergessen. Aber die Liebe zu dem vom Architekten Franz Rieß geplanten Haus und das faire Angebot der Gemeinde haben gesiegt und ließen ihn zum Teilzeit-Marienseer werden.

Während inzwischen mehr als zehn Jahren wurde das Haus gegen das aufsteigende Wasser erfolgreich isoliert, das Dach neu eingedeckt und die Wasser- und Stromleitungen erneuert. Großen Wert hat der neue Hausherr dabei auf die heimischen Handwerker gelegt, die teilweise selbst in dem Gebäude unterrichtet worden sind und von deren Arbeitsweise er begeistert ist.  Originalböden, Fenster, Türen und Wände, bei denen zahlreiche Jugendstil-Bordüren zum Vorschein kamen, wurden in mühevoller Kleinarbeit restauriert. 

Der „Zuagroaste“

Es sei ihm besonders wichtig zu erwähnen, betont er, wie angenehm er in dem kleinen Ort aufgenommen worden sei, in dem er gut vernetzt sei und gerne am öffentlichen Leben teilnehme und auch Feuerwehrfeste und andere Veranstaltungen besuche. „Ich fühle mich als ‚Zuagroaster‘ hier sehr wohl und geerdet und freue mich sehr über die Herzlichkeit der Leute.“ 

Erst seit seiner Pensionierung kann er mehr Zeit hier verbringen und sich um Haus und Garten kümmern, wo es laufend was zu tun gibt, denn eigentlich würde er gerne öfters wandern, Heidelbeeren pflücken oder in unmittelbarer Nähe Ski fahren. 

„Die Pension muss man erst einmal realisieren, das Leben bekommt eine ganz neue Qualität und man setzt sich anders damit auseinander, als wenn man immer Texte lernt, und das genieße ich hier in Mariensee.“ Zur Ruhe gesetzt hat er sich dennoch nicht, denn im früheren Klassenzimmer sind Ausstellungen geplant. ❏  

Bettina Schopfhauser

Bild: Alexander Strobele auf einer ehemaligen Schulbank in der restaurierten Holzhütte. Im Hintergrund die alte Schultafel, die man mit einer Kurbel weiterrollt.


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