Serie: Menschen im Wechselland
Timna Brauer ist Sängerin und Künstlerin mit israelischen Wurzeln und hat einen besonderen Bezug zum Wechselland: Als Kind kam sie zum Schifahren nach Mönichkirchen und als Erwachsene mietete sie sogar ein Häuschen in Mariensee.
Idealer Kontrast zur Stadt
Timna Brauer ist die Tochter des Wiener Malers und Künstlers Arik Brauer und Naomi, einer Israelin jemenitischer Herkunft. Sie wohnt in Wien und hat einen Zweitwohnsitz in Tel Aviv, den sie zwischen drei und vier Monate im Jahr nutzt. Sie verbringt ihre ersten Lebensjahre in Paris und maturiert am Wiener Lycée Français. Im Anschluss studiert sie Musikwissenschaften an der Pariser Sorbonne und belegt dort Meisterkurse in Klassik. Mit dem 1985 gemeinsam mit dem israelischen Jazz-Pianisten Elias Meiri gegründeten Ensemble tritt sie bis heute regelmäßig international auf. Vielen Lesern ist sie sicherlich auch von ihrem Auftritt beim Eurovision Songcontest 1986 bekannt, bei dem sie Österreich mit dem Lied „Die Zeit ist einsam“ vertrat.
Trotz dieser Weltoffenheit war Timna Brauer bereits als Kind oft mit ihrem Vater in Mönichkirchen zum Skifahren. Da es nicht nur eine schöne Destination, sondern zudem nicht weit von Wien entfernt sei, eigne es sich ideal für Tagesausflüge. Gemeinsam habe man die Stimmung, die Landschaft, das Skifahren und Spaziergänge genossen: „Einfach die Natur genießen, die unmittelbar ist und nicht so überlaufen“, so Timna Brauer.
Selbst als Erwachsene und Mutter blieb der Kontakt zum Wechselland aufrecht. Gemeinsam mit einer ehemaligen Schulfreundin vom Lycée Français hatte sie sich ein kleines Häuschen in Mariensee geteilt, das Timna Brauer oft mit ihren Kindern nutzte, um von dort aus zum Skifahren zu starten. Mittlerweile hat sie – auch aufgrund ihres Zweitwohnsitzes in Tel Aviv – immer weniger Zeit, sodass sie das Häuschen vor über zehn Jahren aufgegeben hat.
Inspiration in der Abgeschiedenheit
Die Aufenthalte im Wechselland nutzte sie gerne als Inspiration, denn die Natur sei perfekt dafür geeignet, um Musik zu schreiben, Texte und Lieder. Es war ein Platz, wo sie schöpferisch tätig sein konnte, und bei Spaziergängen in scheinbar unberührten Wäldern schöpfte sie neue Energie. Auf der anderen Seite war sie in jungen Jahren durch ihren Vater mit unterschiedlichen Künstlern und Kulturen zusammengekommen: „Es kamen oft Gäste zu Besuch, ständig wurde aufgetischt, musiziert und in allen Sprachen gesungen. Oder eben gemalt, getischlert und Instrumente gebaut.“ Das sei die Mischung, die sie auch heute noch brauche: „Ich genieße das städtische Leben in Wien und Tel Aviv, weil die Stadt viel hergibt, was gesellige und kulturelle Belange betrifft. Dennoch brauche ich auch den Ausgleich mit der Abgeschiedenheit und der reinen Natur. Die reine Natur ist etwas sehr Befriedendes“.
Auf die Frage, was für sie als vielreisende Person der Begriff Heimat bedeute, meinte sie, dass es für sie nicht unbedingt etwas Geografisches darstelle: „Man fühlt sich zu Hause, wenn man innerlich ausbalanciert ist. Das ist überall auf der Welt möglich, sei es auf einem lauten indischen Markt oder auf einer abgeschiedenen Piste in Mönichkirchen. Diese Unabhängigkeit von einer Region wäre denke ich das Ziel und dass man sich aber trotzdem freut, wenn man in einer gewissen Region ist, die man gerne hat. Das eine soll ja das andere nicht ausschließen“, so Brauer.
Ins Wechselland komme sie heute nur noch selten. Der Auftritt in Mönichkirchen Ende September hat für sie daher etwas „Nostalgisches“. Hier wird sie die Memoiren von ihrem Vater Arik Brauer lesen, einige seiner Lieder singen sowie seine Werke passend zu den Geschichten zeigen. „Es soll wirklich eine Hommage an ihn entstehen“, so Timna Brauer.
Veranstaltung:
Samstag, 30. Sept. ab 19 Uhr
Pfarrsaal Mönichkirchen
Veranstalter: KIM – Kulturinitiative Mönichkirchen und Atelier Bergluft – Christoph Seiser
Ebenso wird es eine Alphornlesung von Christof Seiser aus seinem Buch „Frisch verspielt – Gesicht & Gedicht“ geben.
Reservierungen per E-Mail ki-m@gmx.at oder Telefon 0660 / 201 29 06
❏ Stefanie Schadler
Foto: www.art.waldsoft.at