Eine Zugfahrt von Rohrbach nach Aspang hat die ideale Länge und den idealen Grad an Abwechslung, um Kindern das Zugfahren schmackhaft zu machen. Dabei befindet man sich auf geschichtsträchtigen Gleisen.
Kurzweilige Zugfahrt
Eine Zugfahrt vom Bahnhof Rohrbach-Vorau nach Aspang hat einiges zu bieten: sechs Tunnels, die beeindruckende und zugleich geschichtsträchtige Zeilbrücke und die seit Ende letzten Jahres neu gestalteten Bahnhöfe Rohrbach-Vorau und Friedberg. Die Strecke ist vor allem bei Familien beliebt, die ihren Kindern das Zugfahren näherbringen möchten.
Ein- und Ausstieg erfolgen in Rohrbach gegenüber dem neu errichteten Busbahnhof. Er ist barrierefrei und bietet eine Wartekoje sowie ausreichend Park-&-Ride-Stellplätze. Einmal Fahrt aufgenommen, überquert man kurze Zeit später bereits die Zeilbrücke. Dieser Begriff hat sich nur im Wechselland durchgesetzt, offiziell heißt die Zugbrücke seitens der ÖBB Lafnitztalviadukt. Der Begriff „die Zeil“ ist eine geografische Bezeichnung für die Region zwischen Rohrbach und Koglerauerhof. Laut Historischem Verein Wechselland weist der Begriff „Zeil“, „Zeile“ oder „in der Zeil“ darauf hin, dass dort die Anordnung von Grundstücken einst zeilenförmig gewesen war.
Auf dem weiteren Weg liegt der ebenfalls neu gestaltete Bahnhof Friedberg mit Sitzgelegenheiten, Kundeninformationssystemen und einer großzügigen Park-&-Ride-Anlage mit 100 Pkw-Stellplätzen.
In Aspang angekommen, kann man sich direkt am Bahnhof über die Geschichte der Aspangbahn informieren, inklusive einer interessanten historischen Fotostrecke. Unweit von Ein- und Ausstieg, wenn man dem Gehweg entlang einer Baumreihe folgt, kommt man zu einem kleinen Spielplatz mit Karussell, Wippe und Kletterturm, bei dem man sich mit den Kindern die Zeit vertreiben kann, bis einen der Zug wieder retour mitnimmt.
Turbulentes Kriegsende
Die 1905 erbaute Zeilbrücke in Rohrbach an der Lafnitz wurde als Fischbauchbrücke errichtet und ist über das Tal der Lafnitz gespannt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie sogar gesprengt, um dem Vormarsch sowjetischer Truppen Einhalt zu gebieten. Der letzte Personenzug soll am 30. März 1945 und der letzte Güterzug am 6. April um 14.30 die Wechselbahn befahren haben, bevor die Brücke gesprengt wurde. Andreas Salmhofer vom Historischen Verein Wechselland informiert über die damaligen Abläufe:
Im März 1945 kam es durch den NS-„Volkssturm“, also das letzte Aufgebot inklusive Jugendlicher und älterer Männer, zu zahlreichen Errichtungen von Barrikaden und Schützengräben. Die deutschen Einheiten aus Wehrmacht, Hilfswilligen und SS, was in Summe 10.000 Mann waren, nutzten diese Barrikaden aber nicht, sondern zogen sich in das Joglland und auf den Hochwechsel zurück. Nachdem das niederösterreichische Wechselland mit den Gemeinden Aspang, Feistritz und Kirchberg bereits am 2./3. April 1945 von sowjetischen Truppen kampflos eingenommen worden war, drangen ab 6. April 1945 die sowjetischen Truppen über Pinkafeld in das steirische Wechselland vor. So kam es am Schäffernsteg am 6. April 1945 zu einem Kampf zwischen überforderten und verblendeten „Volkssturm“-Männern (etwa 20 bis 30 Mann) aus Pinggau mit Tausenden von sowjetischen Soldaten, bei dem schließlich fünf oder sechs „Volkssturm“-Männer gefallen sind.
Sprengung diverser Brücken
Weiters informiert Andreas Salmhofer: Dechantskirchen, Friedberg, Schäffern, Pinggau und auch Rohrbach wurden kampflos von den sowjetischen Truppen besetzt. Nur in Stögersbach gab es zwischen SS-Einheit und den sowjetischen Truppen noch ein Feuergefecht. Entweder waren es „Volkssturm“-Männer oder noch verbleibende kleinere SS-Einheiten oder Wehrmacht-Einheiten, die einige Brücken mit Sprengladungen versahen. Das sollte den sowjetischen Vormarsch stoppen, was natürlich aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit von mehr als 20.000 Mann der sowjetischen Truppen sinnlos war. Am 6. April 1945 vormittags (unsicher!) wurden in Haideggendorf die Eisenbahnbrücke, um 17 Uhr die Burggrabenbrücke und die Zeilbrücke sowie um 17.30 Uhr die Weingrabenbrücke bei Lafnitz gesprengt.
Der Knall der Sprengung der Zeilbrücke soll so laut gewesen sein, dass man es auch in Hohenau/Bergen gehört haben soll; Zeitzeugen berichten von dem Knall und angeblich auch vom aufsteigenden Rauch. Da alle gesprengten Brücken wichtig waren, kam es unmittelbar im Sommer 1945 zu Reparaturmaßnahmen, sodass bereits im Sommer des gleichen Jahres der Bahnbetrieb wieder möglich gewesen sein soll. Leider gibt es jedoch sehr widersprüchliche Auskünfte darüber, wann der Bahnbetrieb wieder funktionierte. ❏
Stefanie Schadler
Zum Foto: Die Zeilbrücke wurde Ende des zweiten Weltkrieges gesprengt.